Tanz ins Glück
Tanz in’s Glück
Was macht er da bloß?, fragte sich Esmeralda. Schon den vierten Tag machte ihr Mitbewohner solche komischen Verrenkungen und dies direkt vor ihrem Eingangsloch.
Sie stemmte die Pfötchen in die Hüften und blickte neugierig nach oben zu Jakob.
Es sah sehr komisch aus. Er wankte auf einem kleinen schwarzen Brett, bewaffnet mit einem langen Rohr, welches er über seinen dicken Bauch in Richtung des schwarzen Brettes hielt, auf dem sich eine Scheibe mit Zahlen drehte.
Bei dieser ganzen Angelegenheit murmelte er für Esmeralda unverständliche Worte vor sich hin. Sicher lag es daran, dass er so schniefte, wenn er sich nach vorn beugte. Er schüttelte verdrießlich den Kopf, stieg von dem schwarzen Brett und sie konnte ihn wieder deutlich hören.
„So ein Mist, nichts hilft“.
Aber was da eigentlich nicht hilft, wusste sie noch nicht.
Seit einem Jahr wohnte Esmeralda in Jakobs Küche. Esmeralda ist eine kubanische Tanzmaus.
Seinerzeit, als Jakob auf Kuba weilte, kroch sie in seine Reisetasche, angezogen von dem Duft seiner Wäsche, verfiel dort in Tiefschlaf und reiste, ob sie wollte oder nicht nach Deutschland.
Dies war eine Umstellung, niemand verstand spanisch. Sie selbst besaß leider nur Grundkenntnisse in deutsch und englisch, die sie von Touristen aufgeschnappt hatte.
Zuerst wohnte Esmeralda im Schlafzimmer, denn dort stellte Jakob seine Reisetasche ab. Esmeralda suchte sich das Sockenfach aus. Im Kleiderschrank, zwischen den flauschigen Socken war es sehr gemütlicht und es war einfach aus diesem Fach zu klettern um in alle Räume der Wohnung zu gelangen und somit auch in den Speisesaal, in die Küche.
Eines Morgens jedoch, hatte es Jakob fürchterlich eilig und kramte in seinem Sockenfach, wobei Esmeralda hin und her gewirbelt wurde. Dann langte es ihr, sie biss wutentbrannt Jacob in den Finger. Als er das bemerkte wurde er fast wahnsinnig. Jetzt hatte er auch noch eine Maus oder mehrere Mäuse in seinem Schlafzimmer. Wo konnten diese bloß herkommen? Also hieß es eine Mausefalle aufstellen im Sockenfach. Esmeralda ahnte schon, dass irgend etwas schreckliches passieren würde und deshalb suchte sie sich ein neues Domizil.
Während Jakob zur Arbeit war und sich nach einer Mausefalle umsah durchstöberte Esmeralda die Wohnung und beschloss in die Küche umzusiedeln. Das war gar nicht so schwer, denn in der Nähe des Ofens war die Kehrleiste ein wenig locker. Esmeralda konnte sich mühelos durchs Holz in die Wand nagen. Als Jacob am Abend nach Hause kam, saß sie schon eingerichtet in ihrer neuen Behausung und hatte natürlich das beste Paar Socken mitgenommen um es sich so richtig kuschelig zu machen. Auch war die Lage des Mauselochs ziemlich günstig. Vom Ofen aus strömte eine behagliche Wärme hin zu ihrem Eingangsloch. Sie hatte also einen Kamin direkt vor ihrer Wohnung.
Aber da war auch dieses schwarze Brett mit dieser suspekten Ziffernanzeige.
Jakob setzte sich verdrießlich an den Küchentisch. Er sinnierte vor sich hin.
„Noch zu dick, noch zu dick! Seit Tagen mache ich nun schon Diät. Ich esse fast gar nichts mehr. Fühle mich schlapp, bin unausstehlich. Aber dieser Bauch scheint zu wachsen, anstatt zu schrumpfen“.
Bis vor kurzem hatte Jakob der Bauch nicht gestört, doch in seiner Seminargruppe war eine junge Frau aufgetaucht. Sie gefiel ihm gut, aber er hörte sie zu einer anderen Mitstreiterin sagen, „auf Dicke steh ich überhaupt nicht“. Es war unübersehlich, Jacob war sehr dick, genauer gesagt 30 Kilo zu dick. Hätte nicht diese Iris Gestalt in seinem Leben gewonnen, hätte ihn sein Bauch nicht gestört. Es war nicht direkt ihr Äußeres, was ihn reizte aber irgendetwas hatte diese Iris an sich, dass ihn ständig an sie denken ließ.
Ihm missfiel zum Beispiel ihr rotes Haar, wiederum anziehend fand er ihre üppige, sehr frauliche Figur. Dann wiederum ihr Selbstbewusstsein, von dem er nicht wusste ob es Selbstbewusstsein war oder Selbstschutz. Und nicht zuletzt gefiel ihm sehr gut ihr Lachen, ihre witzige Art, ihr Humor, den nicht jeder gleich durchschaute.
Was ihn am meisten verwirrte, ihm gegenüber hielt sie sich immer auf Distanz. Aber er hatte ständig das Gefühl, sie beobachtete nur ihn.
In der Zwischenzeit hatte sich Jacob einen Diätplan erarbeitet und fest vorgenommen sich daran zu halten. Es fiel ihm schwer. Nachts lag er lange wach, wälzte sich im Bett hin und her, sein Magen knurrte und er hatte großen Hunger. Auch verfolgte ihn die Vorstellung, wenn die nächste Mahlzeit herannahte, was er wohl essen könne und ob ein wenig tricksen erlaubt sei. Weil er sich so sehr an diese Gedanken klammerte schien das Abnehmen nicht zu funktionieren.
Er stieg also jeden Morgen auf seine Waage, nahm sein Fernglas und versuchte damit die Zahlen zu erhaschen. Hierbei ärgerte er sich, dass das Waagependel nicht schon einige Kilo weniger anzeigte.
Esmeralda guckte aus ihren Mauseloch und sah ihm belustigt zu.
Plötzlich erspähte Jacob mit seinem Fernglas Esmeralda. Beide erschraken.
Er sprang von der Waage. Diese kippte ungünstig und Esmeraldas Schwanz war eingeklemmt.
Sie piepste erbärmlich und Jakob wollte mit einem großen Holzlöffel die Maus totschlagen.
Da sagte Esmeralda zu ihm:
„Schlag mich nicht tot, Jacob“!
„Wie, du kannst sprechen? Schau an, eine sprechende Maus!
Meine Diät scheint halunzinationen hervorzurufen, ich sollte sie beenden“.
Kläglich piepste Esmeralda erneut, „mein Schwanz, mein Schwanz“!
Er hob die Waage an, oh je, die Maus hatte sich das Schwanzende abgerissen.
„Nimm mich hoch, pflege mich! Dann helfe ich dir auch“.
Träumte er?
„Jacob, komm sei vernünftig, hör doch mal auf mich, ich kann wirklich sprechen“.
Behutsam nahm er nun Esmeralda und setzte sie in seinen Brotkorb, verarztete das Schwänzchen.
Die Schwanzspitze war nun ein für alle mal ab. Esmeralda schrie und zappelte, sie hatte sehr starke Schmerzen.
Jacob beruhigte Esmeralda. Dann gab er ihr ein Stückchen Käse, sie hatte inzwischen aus dem Brotkorb die restlichen Krümel vertilgt. Jacob benetzte Esmeraldas Schnäutzchen mit einen tropfen Wasser.
Danach kochte er sich einen Kaffee, biss selbst in sein Käsebrötchen und stemmte die Ellenbogen auf die Tischplatte. Er schaute Esmeralda mit seinen großen Augen an und sagte:
„Also eine Erklärung Fräulein Mausi“!
Esmeralda begann.
„Kannst du dich erinnern, als du deine letzte Reise nach Kuba antratst“?
„Ja“!
„Ich bin im Zimmer deines Hotels gewesen und fand deine Reisetasche sehr interessant beziehungsweise duftete deine Wäsche so aus der Tasche, dass ich vor Neugier diesen Duft ganz hautnah erleben wollte.
In deiner Tasche war es so angenehm und ich schlief zwischen deinen Wäschestücken ein. Als ich wieder zu mir kam, waren wir hier in deinem Schlafzimmer.
Dann richtete ich mich in deinem Sockenfach ein.
Eines Tages wirbeltest du mich so hin und her, dass mir schlecht wurde und ich biss vor Verzweiflung in deinen Finger. Da du mich fangen wolltest hatte ich beschlossen in die Küche umzuziehen. Um dich zu ärgern habe ich dein bestes Paar Socken dorthin mitgenommen“.
„Nun will ich mich einmal richtig vorstellen“:
“Ich heiße Esmeralda Ramirez del Castrone.
1915 erblickte ich in Havanna das Licht der Welt. Meine Eltern waren portugiesische Flüchtlingsmäuse.
In meiner Jugend herrschte ich über sämtliche kubanische Mäusetanzplätze, ja ich war die Primaballerinavortänzerin. Aber jetzt, auf meine alten Tage, möchte ich in Deutschland bleiben. Oder gedenkst du in nächster Zeit doch noch mal auf Kuba Urlaub zu machen“?
Ihm war als schliefe er und träumte dies alles.
„Esmeralda“, sagte er plötzlich, „gibt es dich wirklich? Dann beiß mich noch einmal in den Finger“!
„Nein“, schrie sie, „das mache ich nicht. Du kannst dir überlegen, ob du mich irgendwohin entsorgst oder ob du mit mir weiter lebst. Ich bin eine alte Maus, Nachwuchs wird es nicht geben.
Der Anfang war nicht leicht für mich. Mein Wortschatz hat sich wesentlich erweitert und fast akzentfrei spreche ich deutsch. Sogar meine Verwandten sind erstaunt wenn wir telefonieren!
Du bist dran Jacob, erzähle mir aus deinem Leben“.
„Was gibt es da zu erzählen. Ich bin ein langweiliger Journalist, Mitte 50.
Eigentlich Frauenhasser, irgendwann war ich mal verheiratet. Das ging schief und jetzt, jetzt habe ich mich vielleicht verliebt. Aber mein Problem, der Wohlstand der Jahre ließ mich runder werden. Ich habe schlaflose Nächte denn ich möchte endlich etwas schlanker sein. Die Auserwählte steht nicht auf Rundungen so wie ich sie nun mal habe. Das ist die Kurzfassung Esmeralda. Vielleicht hast du mitbekommen, was ich in den letzten Tagen probiert habe. Nichts hilft. Ich habe das Gefühl, mein Bauch wächst zu einem Ballon“.
„Du machst das völlig falsch, jedoch ich verstehe nicht, was du mit dem großen Rohr machst“.
„Esmeralda, jenes Rohr ist ein Vergrößerungsglas.
Mit dem bloßen Auge kann ich nicht über meinen Bauch auf die Gewichtsanzeige der Waage schauen.
Deshalb dieses Rohr und ich hoffe irgendwann so viel Bauch loszuwerden, dass ich das Vergrößerungsglas nicht mehr benötige“.
„Ich will dir helfen. Sieh mich an, ich habe zwar ein kleines Bäuchlein aber doch nicht so, so dass ich mich so schleppen müsste wie du. Ich habe schon bemerkt, manchmal keuchst du ja direkt. Aber ich dachte, du bist vielleicht krank. Außerdem kann es nicht die richtige Frau sein, wenn sie nur auf Äußerlichkeiten achtet. Finde doch heraus was sie will“.
„Wie soll mir so eine kleine Maus helfen“?
„Das will ich dir sagen. Du kannst so weiteressen wie bisher, du musst nur nicht so schlemmen dabei und dazu Obst und Gemüse essen. Du musst dich mehr bewegen! Ich sehe doch, abends sitzt du am Computer und schreibst, dann telefonierst du und sitzt, und dann guckst du fern und sitzt.
Ich sehe dich eigentlich nur sitzen wenn du nach Hause kommst. Was machst du wenn du arbeitest“?
„Na ja, ich setze mich halt ins Auto, fahr zur Arbeit ins Büro. Dort setze ich mich an den Schreibtisch und chatte durchs Internet und verteilte die Aufgaben an meine Mitarbeiter.
Als Chefredakteur studiere ich und entscheide, was gedruckt werden soll und was nicht. Da brauche ich mich nicht viel zu bewegen“.
„Und wie ist es mit frischer Luft“? fragte Esmeralda.
„Gibt es auch, gibt es auch! Ich kann die Fenster öffnen, und Klimaanlagen.
Also Esmeralda, wie solltest du mir helfen“?
„Weißt du, fahr nicht mit dem Auto zur Arbeit, sondern laufe“.
„Davon soll das Gewicht runtergehen“?
„Jacob, du kannst ja einen Kompromiss mit dir eingehen.
Von sieben Tagen in der Woche läufst du vier, drei Tage fährst du mit dem Auto. Dann kann sich dein Körper nicht gewöhnen. Du musst ja nur das Maß vier und drei oder drei und vier beachten. Das wäre ein Anfang“.
„Und dann“?
„Ja“, sagte Esmeralda. „Dann tanzen wir. Jeden Abend tanzen wir Rumba, Samba, alles mögliche.
„Auch die deutschen Tänze, Volkstänze, Polka, Schuhplattler“?
„Ich werde heute das Musikprogramm zusammenstellen bevor du zur Arbeit gehst. Setzte mich noch mal in deinem Wohnzimmer in den CD – Schrank“.
„Solche Musik habe ich nicht, Esmeralda. Da brauchst du nicht zu suchen“.
„Nun, dann schalte den Computer ein. Während du arbeiten bist, werde ich die Musik aus dem Internet ziehen und auf der Festplatte speichern“.
„Das soll funktionieren“?
„Du wirst staunen. In einigen Wochen wird deine Süße dich nicht wiedererkennen. Woher weißt du überhaupt, dass sie nur schlanke Männer mag“? fragte ihn Esmeralda.
„Ich habe es gehört als sie mit einer anderen Frau sprach“.
„Hast du die beiden belauscht“?
„Ein wenig“.
„Woher weißt du, dass es gerade deine Favoritin sagte und wie sie es gemeint hat? Hast du sie gefragt“?
„Natürlich nicht“ antwortete Jacob. „Ich spüre, dass sie mich ständig beobachtet“.
„Bildest du dir das nicht alles nur ein“?
Als Jakob an diesem Abend nach Hause kam, staunte er. Das Wohnzimmer war verwandelt, wie die kleine Maus dies geschafft hatte, wusste er nicht. Ihm kam die ganze Sache sowieso spanisch vor. Den ganzen Tag über hatte er gedacht, er lebe immer noch in einem Traum. Eine Maus diktierte ihm, was er an Lebensmitteln einkaufen soll.
„Guten Abend Jacob“, piepste Esmeralda verführerisch. „Ich würde dir empfehlen, du isst jetzt etwas, dann schläfst du ein Stündchen“!
„Das kann ich mir nicht leisten! Keine Zeit, keine Zeit“.
„Es muss sein, das kriegst du in Griff! Für wen musst du dich so abäschern, mmh? Gönn dir mal 'ne Pause Jacob « !
Nach einer Stunde guten Schlafs streckte sich Jacob auf dem Sofa und als er so richtig wach war, sah er, dass Esmeralda bereits auf seinem Bauch saß.
Wie sie aber aussah?
Sie hatte eine Federboa um den Hals, hatte ein kurzes Röckchen an, rote Lackschuhe und um den verletzten Schwanz eine grün schimmernde Schleife.
„So“, sagte sie. „Setz mich auf den Fernseher, da kann ich am besten tanzen - und nun Musik Senior.
Wir werden tanzen, dabei machst du mir alle Bewegungen nach.
Heute findest du es albern, morgen aussichtslos und übermorgen willst du gar nicht mehr aufhören“.
So war es dann auch. Nach zwei Wochen hatte Jacob bereits fünf Kilo abgenommen. Es war zwar noch nichts zu sehen aber er freute sich, als er auf die Waage stieg. Insgesamt schaffte Jacob in den nun folgenden sechs Wochen noch mal acht Kilo abzunehmen und er sah dann schon ganz passabel aus. Ihm passte so gar sein Lieblingshemd wieder, das lange im Schrank hing.
Jeden Abend ging es von neuem los. Er konnte gar nicht schnell genug nach Hause zu Esmeralda kommen.
Er rüttelte und schüttelte sich und er konnte die Beine hoch schwenken, die Hüften seitlich wiegen, die Arme schwangen von alleine. Es war einfach herrlich, er fühlte sich super. Auch hörte sein keuchen und schniefen auf, er schlief nachts wieder ruhiger und träumte nicht mehr vom essen.
Langsam näherte sich der Abschluss des Seminars. Noch immer hatte er keinen Kontakt zu Iris aufgenommen. Er wusste gar nicht, ob er es überhaupt noch wollte. Jacob war so mit Esmeralda und sich beschäftigt, dass er manchmal meinte, in Esmeralda verliebt zu sein. Er erzählte Esmeralda davon.
„O welch ein Kompliment für mich“, kicherte Esmeralda
„Ich stelle mir gerade vor, du bringst Iris einmal mit, sie lernt mich kennen und wir sitzen zu dritt beim Wein. Meinst du sie hat vor Mäusen Angst“?
„Ich weiß es nicht, sicherlich nicht in vor Bankmäusen. Esmeralda, was soll ich dann tun. Ich gebe dich nicht mehr weg“!
„Nein, verstecke mich doch einfach! Lass mich in meinem Mauseloch und den Weinabend machen wir allein“.
„Esmeralda, du bist ein Teil von mir. Sie soll dich kennen lernen. Übermorgen ist ja der letzte Abend, ich werde sie einladen! Und ich werde fragen, ob sie etwas gegen Mäuse hat“.
Gesagt, getan. Am letzten Abend des Seminars fragte Jacob etwas schüchtern Iris, ob er sie nach Hause bringen kann.
„Ja“, sagte Iris, „das kannst du machen“.
So schlenderten die beiden durch die geräuschvolle abendliche Stadt.
„Iris, magst du eigentlich Mäuse“?
„Was soll das? Was ist das für eine Frage Jacob! Nah klar, vor allem die in meinem Portmonee. Aber da sind sie nur selten zu finden“.
„Nein, nein, richtige kleine Mäuschen“.
„Nein, die mag ich eigentlich nicht. Aber wenn Sie mir nichts tun, lass ich sie auch in Ruhe“.
„Hast du eigentlich Hobbys Iris“?
„Ich tanze gern“.
„Tanzen, das ist eine Supersache. Wollen wir nicht einen Tanzabend bei mir zu Hause machen“?
„Bei dir Jacob, tanzt du denn auch? Du siehst nicht so aus, als ob du gerne tanzt“.
„Du meinst wegen meinem Bauch“?
„Na der ist ja schon ein bisschen weniger geworden, doch er stört mich nicht. Du siehst nicht so aus, als ob du gerne in Gesellschaft bist, tanzt oder singst oder solche Aktivitäten unternimmst“.
„Da täuschst du dich sehr. Ich würde dich gerne einladen, Iris, zu einem Tanzabend bei mir zu Hause, wir essen etwas Gutes, trinken ein Glas Wein oder was du gern magst“.
„Das ist ja eine tolle Sache, da bin ich dabei“.
„Iris, ich habe bloß ein Problem. Ich habe eine kubanische Tanzlehrerin, die bei mir wohnt und sie wird auch mit uns essen“.
„O, die kubanischen Frauen sind reizend und temperamentvoll. Kann ich da mithalten Jacob“?
„Unbedingt, doch du kannst“!
„Ist das an Verpflichtungen hinterher gebunden Jacob“?
„Nein niemals, soll ja Spaß machen. Also am Freitagabend bei mir“?
„Ci, ci Senior“.
Als Iris den Fahrstuhl zu Jacobs Wohnung betrat, war ihr doch wegen der Tanzlehrerin ein wenig mulmig. Sie klingelte.
Jacob machte die Tür auf und strahlte als er sie erblickte. Sie hatte ein schwarzrotes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt an und sah bezaubernd aus. Zu Jacobs Verhängnis brachte sie ihm Pralinen mit.
„OH“, sagte er.
„Ich wusste nicht, was ich mitbringen sollte, aber irgend etwas wollte ich mitbringen. Und du hast doch mal gesagt, du isst so gerne Pralinen“.
„Wir essen in der Küche, da ist es am gemütlichsten“.
„Wo ist denn deine Tanzlehrerin“?
„Esmeralda, kommst du bitte“!
„Jaaaacob-Hiiiilfe! eine Mauuus!
„Erschrick nicht Iris! Ich bin die einzige hier, du brauchst keine Angst zu haben. Mehr Mäuse gibt es hier nicht, da pass ich schon auf. Ich will es auf meine alten Tage gemütlich haben. Ich beiße auch nicht. Aber das Pfötchen kannst du mir schon reichen, du brauchst wirklich keine Angst zu haben“.
Iris streckte vorsichtig ihre Finger aus und sanft berührten Esmeraldas Vorderpfötchen ihre Finger.
„Kribbelt's ein wenig? Na wir werden uns schon verstehen. Ich hopse nicht in deine Handtasche, ich bleibe auf Distanz zu dir. Ist das OK Iris“?
„Das ist wunderbar. Wer hat gekocht von euch beiden“?
„Jacob hat gekocht und ich war für den Wein zuständig“.
Als Vorsuppe wurde Champignonsuppe mit reichlich Knoblauch darin gereicht, dazu den wohl bekömmlichsten Weißwein den man sich vorstellen konnte. Im Anschluss daran, gab es ein Lammfilet mit Kartoffeln in Zucchinisoße, widerrum Wein und Käseknabberstangen.
„So, meine Dame, mein Herr, jetzt geht's in die Bar“.
Esmeralda hüpfte voraus und die drei gingen ins Wohnzimmer. Das Wohnzimmer hatte Jacob hergerichtet, es sah aus wie auf Kuba selbst. Mit einem Projektor hatte er ein Bild an die Wand geworfen, dass eine Strandpromenade zeigte und schon begann die Musik. Herrliche Rhythmen, beide wiegten sich in den Hüften und Esmeralda klatschte vor Begeisterung in die Pfötchen. Sie sprang vom Fernseher aufs Fensterbrett und setzte sich vergnügt in einen Blumentopf, schaukelte auf einem Blatt und sang mit.
„Esmeralda, wo kaufst du deine Garderobe“, fragte neugierig Iris.
„Iris“..., hob Esmeralda an, zwinkerte mit den Augen, sie war schon leicht beschwippst.
„Sag schon“, drängte nun auch Jacob.
„Maus von heute klickt mit der Computermaus www Mäusefashion punkt com an“.
Sprachlos schüttelte Iris den Kopf. „Herrlich, dass du in die Reisetasche von Jacob gekrochen bist“, flüsterte Iris Esmeralda ins Ohr
Es war der vergnüglichste Abend, den sie seit langer Zeit erlebte.
„Das nächste Mal treffen wir uns in meiner Wohnung zum Tanzen und ich werde kochen“.
„Ja, das ist eine feine Sache“, mischte sich nun Jacob in das Frauengespräch ein.
In der Zukunft wunderten sich sehr viele Leute über Jacob. Er war aufgeschlossen, nett zu den Kollegen und niemand konnte einordnen, von wem er sprach wenn er die Namen Esmeralda und Iris erwähnte. Alle Bekannten und Mitarbeiter waren verblüfft, denn Jahrzehnte wussten sie gar nicht, ob Jacob überhaupt Interesse an Frauen hat.
Insgeheim lächelte Jacob über die vielen Fantasien die sich manchmal zu großen Gerüchten aufbäumten.