Viel Freude beim lesen

Gedichte N


Nach der Lesung


Von wem kann das Lob für die Jungen kommen?            

- von den Alten.

Ihr Alten, zeigt neidlos Freude

an den Talenten der Jungen.

Jedes Alte war einmal jung.

Ihr Alten, hängt euch nicht

wie ein schweres Gewicht bei den Jungen ein.

Beflügelt mit sanfter Kritik

den Start der Jugend in das Alter.


Nach einer neuen Bekanntschaft


Hab gedacht an Wunder

alles alter Plunder.

Sitze hier alleine

Augen nass – ich weine.


Nachher


Nachher bleiben Erinnerungen und Fotos,

kein Kuss, keine Umarmung.

Schade eigentlich.

Leben jedes mal neu,

Leben jedes mal einzigartig :

ich, du,

er, sie,

es, wir,

ihr, sie.

Verpasst das freundliche Wort – verpasst –

oder nicht gewollt.

Verpasst der warme Körper – verpasst –

oder nicht gewagt,

oder nicht gewollt.


Nachtgedanken    (Weimar)


Wenn ich deine Katze wär,

so würde ich immer schnurren.

Wenn ich deine Wiese wär,

so würde ich auch im Winter blühen.

Wenn ich gehe,

so wäre ich gern deine Erinnerung.

Wenn ich wiederkomme,

so wäre ich gern deine Freude.


Dankbar dieses Gefühl ausgekostet zu haben

nach all der Dürre.

Und eigentlich

möchte ich es wieder und wieder auskosten dürfen!


Neigung


Sterne haben Zylinder auf

Im wunderbarsten Abenddunkel

verneigen sie sich vor meinem Traum

Finden tief in sein Herz

Ziehen sie mit mir hinfort

Weit zurück in meine Kindheit  

in die wohlige Wärme der Wiege

in die liebevolle Umarmung der Mutter

in den sanften  Kuss des Vaters

Kehren sie um in die Sinnlichkeit dieser Sekunde


November


Aus den Tränen des soeben Geschehenen

 wieder aufgetaucht

  laufe ich durch die Straßen meiner Stadt,

  laufe in den Morgen dieser rauen Novembernacht,

  laufe nach Hause.

  Der blass gewordene Mond begleitet mich.

  Noch blinzelt er

  durch die kahlen Wipfel der Baumkronen.

  Heute Nacht hat er konkurriert

 mit einem flammenden Inferno.

Ach Sophie,

unsere Herzen werden in Zukunft anders schlagen.

Das Unfassbare, lang Erahnte,

durch Taggeschehnisse verdrängt,

hat mit Härte an unsere Türen geklopft,

wird uns nun einholen.

Zuhause - sie warten schon.

Du lebst, bist wieder bei uns.

Sie haben die Scheiben zum Klirren gebracht.

Sie haben uns unsere Herkunft

an die Mäntel heften lassen.

Es ist Morgen, Sophie,

 ab heute gehen wir mit der Angst im Wettlauf,

 in eine ungewisse Zukunft.

Wie lange wird November sein?


Nun ist schon wieder Distanz zwischen all dem schönen Erlebten

Und doch ich muss mich über mich selbst wundern

Denn die Gedanken um dich halten mir noch immer täglich die Sinne wach

Spannen mir die Sinne so, so dass du wahrhaftig hier bist

Meine Seele ruht in deiner wohligen Nähe und ist nun satt

Auf den Wogen verborgenster Phantasie rutsche ich in die Deine

Bezwinge getragen von tausend Energien die eisigen Winde

die mich zurückzutreiben drohen

Bezwinge die kräftigen Wellen der Meere die nach mir greifen

um mich zu sich hinabzuziehen

Die Welt tanzt um mich herum

 und grabscht nach mir mit all ihrem Charakter

doch ich bin längst ausgestiegen aus ihrem Irrenhaus

weil dein warmer Osten meinem kalten Osten Lebendigkeit einhaucht

Dank dir ich freue mich an dir