Gedichte K
Kalenderblätter
Wenn der August seine Tür öffnet,
riechen die Tage schon nach September.
Desgleichen überzieht mich ein Hauch dieser Stimmung
in den kühler werdenden Nachtstunden.
Ich stehe auf der Schwelle der Vergänglichkeit.
Leichtfüßig fliehen der pulsierende Frühling
und der schwärmerische Sommer,
suchen Herberge
in den stürmischen Farben des Herbstes.
Eine Entscheidung zwischen Einsamkeit
oder Zweisamkeit?
Später dann, in den kalten Stunden mit Kerzenschein,
lächelnd werde ich Erinnerung trinken.
Schattenspiele oder wirklich du?
Klopf an!
Bleib ich bei mir,
finde Ruhe in Gott.
Kalte Welt
Warum macht man sich so viele Gedanken -
es ist kalt und so friert die Seele noch mehr.
Das Herz fängt an zu bluten.
Warum?
Wegen einer verlorenen Liebe, wegen seinem verlorenen "ICH"?
Nanchmal fällt man beim Hochklettern nur noch tiefer.
Es ist so schwer wieder aufzustehen
und die Wunden sitzen fest und wollen nicht heilen.
Aber das Leben wäre kein Leben ohne Leiden.
Nur in der Trauer sind wir noch empfindsam
und haben ehrliche Gefühle.
Kassensturz der Seele
fahr ich mit Jahresabonnement auf dem Karussell der Einsamkeit
hilf du mir beim Absprung
sonst bleib ich ein Streckenläufer des Glücks
Katastrophe Gegenwart
Wohin du blickst Vergangenheit
in moderner Kulisse.
Ist das kleine zu gering um etwas zu bewirken?
Nehme ich den bunten Blumenstrauß
und beginne zu verteilen.
Klar geworden ist mir,
wenn wir uns im Dialog übertrumpfen
mit Besserwissereien,
werden wir nicht zueinander finden können.
Können / Blinden-Dasein
Dass Sie so sicher gehen können mit dem Blindenstock – alle Achtung!
Alle Achtung, Sie können Ihre Wohnung allein putzen,
ach wie fein , alles so sauber.
Bügeln können Sie auch – Respekt!
Können Sie allein kochen? Ach ja, Sie können!
Und
darf ich Ihnen vielleicht sagen, was Blinde noch können?
Ich kann neben dem Zähneputzen
waschen, essen, trinken, telefonieren,
selbstverständlich allein denken.
Ich kann fühlen, weinen, lachen.
Ja, sogar eine Ausbildung habe ich bestanden und gearbeitet.
Und lieben – lieben kann ich auch!
Könnte ich die Zeiger der Uhr zurückdrehen,
wäre etwas gewonnen,
wäre wohl mein Spiegelbild glatter,
wären die Früchte vom Baum der Erkenntnis wohl reifer?
Aber die Zeiger drehen weiter,
das Spiegelbild ist längst stumpf,
die Früchte sind längst überreif!
Kreisförmige Gesichtsfelder
Wer schneidet einen Weg in den Kreis
Du oder ich
Immer nur geradeaus
Und die Zeit flieht aus mir
Kunstgenuss
Vielleicht von Laien am intensivsten gespürt
als von kritischen, routinierten Kunstkennern.
Tauchen das Wort, die Musik, das Bild empfindsam tief ein
– ein Genuss für den Körper.
Weder falsche Grammatik, ein falscher Ton, eine falsche Perspektive
schmälern das Gefühl
– es bleibt Genuss.